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Ausgabe 8 / 26. August 2005
Gesundheit und mehr...
PERSONALIE ANDRE AGASSI
Agassi spielt nach eigenen Regeln
Er ist die berühmteste Glatze
im Tennis-Zirkus: Andre
Agassi. Nach zwanzig Jahren
auf der Tennistour und weit
mehr als tausend Matches kennen
ihn alle. Nur er selbst kennt
sich manchmal nicht mehr aus
unter all den fremden Gesichtern,
die ihm auf den weltweiten
Tennisplätzen gegenüberstehen.
„Ich bin ja schon froh, wenn ich
mal gegen einen Bekannten
spielen kann“, sagte Andre
Agassi, bevor er gegen den mit
ihm befreundeten deutschen
Spitzenspieler Nicolas Kiefer
wieder in diesen Genuss kam.
Mit 35 Jahren hat der Mann von
Tennis-Legende Steffi Graf – mit
der er die Söhne Jaden Gil und
Jaz hat – gleich mehrere Generationen
von Tennisprofis miterlebt
und überlebt.
Seit 1986 tingelt der Spieler aus
Las Vegas durch die Tennis-
Welt. Spurlos ist dies an seinem
Körper natürlich nicht vorüber
gegangen. Vor allem der Rücken
macht ihm immer wieder mächtig
zu schaffen und erzwang erst
unlängst wieder eine Pause.
Nach dem Erstrunden-Aus bei
den French Open ließ er sich
spritzen, musste auf seinen geplanten
Start in Wimbledon aber
verzichten.
Agassi weiß, dass er in seinem
Alter mehr und mehr Kompromisse
eingehen muss. Dafür hat
er seine eigenen Regeln aufgestellt,
die nicht selten mit denen
des Welttennisverbandes ATP
und der Turnieremanager kollidieren.
Der Verpflichtung, zumindest
an allen vier Grand
Slams und den neun Masters-Series-
Turnieren teilzunehmen,
unterwirft sich der Amerikaner
schon lange nicht mehr. „Ich
beuge mich diesen Regeln nicht
mehr. In meinem Alter kann ich
das gar nicht.“
Die Geldstrafen dafür, dass er
sich seinen Turnierplan von seinem
Körper und seiner Gesundheit
und nicht von der ATP diktieren
lässt, berappt er mit Überzeugung.
Und mit einem Lächeln
aus der mit rund 33 Millionen
Dollar prall gefüllten Preisgeld-
Schatulle. „Ich zahle diese Strafen
eben. Das ist immer noch
besser, als zu spielen und dann
wegen des kaputten Körpers
aufgeben und zurücktreten zu
müssen.“
Das Dilemma der Veranstalter
auf der einen Seite, die die Stars
präsentieren müssen, und überstrapazierten
Tennis-Millionären
auf der anderen kennt Andre
Agassi wie kein anderer.
„Wir spielen fast jede Woche an
einem anderen Ort auf der Welt,
das ganze Jahr hindurch. Da ist
es wirklich kein Wunder, dass
die Karrieren im Tennis viel früher
zu Ende gehen als in anderen
Sportarten.“
Nicolas Kiefer bewundert den
achtmaligen Grand-Slam-Sieger,
der im Juli in Los Angeles seinen
60. Turniersieg geholt hat, auch
für diese Haltung. „Ich habe ihm
viel zu verdanken“, sagt der
28-Jährige. Als es dem Hannoveraner
sportlich und menschlich
dreckig ging, haben ihm
Agassi und dessen Frau Steffi
Graf zurück in die Erfolgsspur
verholfen.
„Andre ist für mich Vorbild und
Freund“, sagt Kiefer: „Spiele gegen
Andre sind immer etwas
Besonderes. Wir bekämpfen uns
auf dem Platz und genießen anschließend
wieder unser tolles
Verhältnis. Egal, wie das Resultat
war.“ Andreas Bellinger
Der 35-jährige Tennis-Profi spielt nur,
wenn er auch Lust dazu hat. Fotos: dpa
Glück in zweiter Ehe: Andre Agassi ist seit 2002 mit Steffi Graf verheiratet
und hat mit ihr zwei Kinder. Hier ihr älterer Sohn Jaden Gil.
Vorbild und Freund: Agassi half Nicolas Kiefer,
als es ihm sportlich und seelisch schlecht ging.
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Andre Agassi forever
